Lügner und Lügen.

Schipol Airport

David Ignatius, „Der Deal“. Eine Rezension.

Das Entscheidende an einer Geschichte aus Geheimdienstkreisen ist das Gefühl, dass es so gewesen sein könnte. Das ist hier deshalb so wichtig, weil wir das Milieu nicht aus erster Hand kennen. Ein Buch aus dem Schulalltag können wir viel leichter beurteilen, denn in der Schule war jeder von uns mindestens einmal. Der Geheimdienstroman dagegen ist so etwas Ähnliches wie Science Ficion. Was er erzählt, vergleichen wir mit allem, was wir wissen, und dann glauben wir dem Autor und lassen uns auf seine Geschichte ein – oder eben nicht.

Für meine Begriffe hat John le Carré hier Standards gesetzt, vor allem mit seinen Bücher über George Smiley, in denen er auch damals aktuelle Affairen einfließen ließ. LeCarré hat einmal darauf hingewiesen, wieviel Mühe er sich gegeben hat, eine Sprache zu entwickelt, die für uns Laien echt klingt.

David Ignatius gehört zu meinen Lieblingsautoren, aus genau diesen Gründen. Die von ihm geschaffene Geheimdienstwelt klingt echt. Ich kann mir leicht vorstellen, dass er Kontakte beim CIA hat und seinen Insiderblick nutzt. Obwohl das wahrscheinlich nicht so ist, eher ist der Effekt der Authenzität wohl kalkulierte Schreibkunst.

Das neue Buch „Der Deal“, auf englisch „Bloodmoney“, schafft es, die Herausforderungen an die CIA der Obama-Ärea anhand einer spannenden Geschichte auf den Punkt zu bringen. Sicher, es wird viel gegessen, geflogen und in Hotels übernachtet wie im Genre üblich. Eine schöne, blonde, clevere, mutige, überlebensgroße Heldin gibts auch, danke! Doch im Mittelpunkt steht etwas anderes: Die Einsicht, dass ein Agent dann Erfolg hat, wenn er erfolgreich lügt. Und dass man niemandem trauen sollte, der Lügen verkauft. Und dass man verloren ist, wenn man niemand trauen kann.

Nein, eine Inhaltsangabe findet sich hier nicht – weil es sich lohnt, das Buch selbst zu lesen.

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