Am Wochenende ist eine Gruppe auseinander gegangen, die viel vor hatte. Ein Projektgruppe. Wir wollten zwar nicht die Welt verändern, aber ein paar Projekte durchziehen, die uns wichtig waren. „Mach es zu Deinem Projekt“, wie die Werbung es schnörkellos und voller Wahrheit ausdrückt. Die schönste Zeit, die wir in diesem Team hatten, waren die ersten Treffen, unsere Träumereien voller Elan, Hoffnungen und erfüllt mit der Gewissheit, alles zu schaffen, was wir uns vornehmen. Weniger schön dagegen gestalteten sich von Anfang die quälend langen Terminvereinbarungen.
Klar, unser Projektteam rangierte für uns an erster Stelle, doch Montags gab es den Chor, den A. nicht missen wollte, am Wochenende kümmerte sich B. um die Familie, Dienstags hatte C. Yoga, Mittwoch, aber ist ja auch egal. Wir kämpften hart um die gemeinsamen Termine, und wer dabei war, kann sich vorstellen, wie so ein Klimagipfel oder eine andere internationale Konferenz funktioniert.
In der zweiten Phase wuchsen die Zeitproblem, und auch die Mitglieder, die am Anfang noch alles möglich machten, wurden mit der Zeit müde und mürbe. Wir entschieden uns, auch dann zu tagen, wenn ein Mitglied nicht konnte. Dann entschieden wir, einen Teil der Arbeit per Mail abzustimmen. Doch die Mails, die wir uns gegenseitig schickten, handelten von anderen Termin, Entschuldigungen, Rechtfertigungen, Bitten um Aufschub und weiterem Sand im Getriebe. Dann platzte einem der Kragen und es kam zum Streit, gleich darauf zur Spaltung. Eine Versöhnung hätte eines Termins bedurft, und den konnten wir nicht finden. So haben wir uns schließlich aufgelöst. Schade. Sehr schade!! Äußerst schade!!!
Wenn ich daran denke, fallen mir die ungelesenen Bücher ein, die sich auf einem Tisch im Arbeitszimmer stapeln und mich böse angucken. Genau wie das halbfertige Modellflugzeug und die Bongotrommeln bei einem Freund, der Aquarellblock bei einer Bekannten ….
Dieses „Anfangen und Aufgeben“ scheint mir einer der größten Flüche unserer Zeit zu sein. Wir können soviel machen. Wir haben so eine unglaublich große Auswahl an Dingen, die wir tun können. Und es gibt nichts Schöneres als einen Aquarellblock zu kaufen und sich in der Schlange an der Kasse auszumalen, wie schön die selbst getuschten Landschaften aussehen. Wir sollten den Block gleich an der Kasse in den Papierkorb fallen lassen, denn natürlich werden wir nie die Zeit zum Malen finden. Vielleicht geht es auch gar nicht darum. Vielleicht ist der Flirt befriedigender als die Ehe. Vielleicht sollten wir es einfach mehr genießen, zu planen, über unsere Pläne mit allen Freunden begeistert zu reden und dann die Bongos direkt zum Sperrmüll zu bringen, wenn sie uns ein Jahr lang voller Vorwürfe angesehen haben. „Mach‘ es zu Deinem Projekt“ heißt ja nicht, dass man das Projekt anschließend auch wirklich umsetzen muss, oder?