Sibirische Kälte.

Titel des Blogbeitrags Sibirien

Wenn es so kalt wird, wie uns der Wetterbericht droht, erwarten uns Zustände wie in Sibirien. Da friert so gut wie alles ein. Zuerst natürlich die Seen, die Wasserleitungen und die Zentralheizung. Doch das ist nur der Anfang der Zu- und Abfriererei. Der Morgenkaffee eines Sibiriers friert noch auf dem Weg aus der Kanne in die Tasse, und nicht selten zerschlagen dabei scharfkantige Eisbrocken das kostbare Sammelgeschirr älterer Damen. Um das morgendliche Getränk zu genießen, muss man es erst in kleine Teilchen zerhacken. Kein Wunder, dass es keine Kaffeelöffel gibt. Jungen Brautpaaren schenkt man stattdessen kleine silberne Spitzhacken, die neben die Tasse gelegt werden. Haustiere wie Katzen, Hunde oder Meerschweinchen existieren nur im gefrorenen Zustand, man nutzt sie als Dekoration. Manchmal ist die Kälte ganz praktisch: Sofakissen braucht man nur einmal den richtigen Knick verpassen, der bleibt dann lebenslang drin. Glas ist in Sibirien so gut wie unbekannt, weil Fenster und Flaschen gleich aus Eis hergestellt werden. Bei den meisten Menschen hängen Eiszapfen von den Lippen, denn die Atemluft gefriert sofort.

Die Menschen sind äußerst kaltblütig und oft gefriert ihnen das Lächeln auf den vereisten Lippen. Statt heißer Liebe regiert im nördlichsten Teil Russlands nur eiskalte Leidenschaft. Die Frauen wirken doppelt attraktiv, wenn sie eine gesunde blaue Gesichtsfarbe haben. Doch zum Geschlechtsakt kommt es nur selten, denn wer die zehn übereinander angezogenen Jacken und Pullover ablegt, spürt sofort eine dünne Eisschicht auf der Haut. Zumindest brauchen die sibirischen Männer kein Viagra, die Kälte lässt ihnen alle Glieder gefrieren. Babies werden gleich nach der Geburt in die Gefriertruhe gelegt, damit sie es – für sibirische Verhältnisse – gemütlich warm haben.

Kein Wunder, dass die Russen des Nordens sehr melancholische Leute sind und dem Alkoholismus frönen. Das ist allerdings schwierig. Wenn man sich im Lokal zum Eisbein einen Block Bier bestellt, muss man erst stundenlang darauf sitzen, um das Getränk aufzutauen. Umgangssprachlich nennt man das „gemütlich ein Bierchen ausbrüten“. Wodka trinkt man schon lange nicht mehr, man lutscht ihn und lässt sich von innen wärmen. Täte man das nicht, würde man sich die Gesäßöffnung durch das Eis verletzen.

Waschen ist in Sibirien so gut wie unmöglich, doch immerhin lassen sich Schmutz und Schweiß mit dem Hammer abschlagen. Enteisungsspray wird palettenweise eingekauft. Man nutzt es, um die Kinder aufzutauen, damit sie zur Schule gehen können. Andere moderne Errungenschaften sind dagegen so gut wie unbekannt. Friseure zum Beispiele gibt es in Sibirien nicht, weil sich Haare bequem abbrechen lassen. Computer sind unbeliebt, weil die Bildschirme einfrieren. Musik gilt als gefährlich, denn davon können die Ohren abbrechen. Der Bikini hat sich als Kleidungsstück nicht durchgesetzt und importiertes Speiseeis verkauft sich so gut wie gar nicht. Angeln ist kein Volkssport und FKK völlig unbekannt. Dafür vermehren sich die Eisbären rasant. Sie ernähren sich von gefrorenem Fisch wie auch von gefrorenen Fischern, und beides ist in Sibirien reichlich vorhanden.

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